In luftiger Höhe! Jungstörche im Landkreis durch die LBV-Kreisgruppe Forchheim beringt

Elterntier mit Jungstörchen im Nest © Kathrin Hämmerle
Elterntier mit Jungstörchen im Nest © Kathrin Hämmerle

Der Weißstorch erlebt in den letzten Jahren einen wahren Höhenflug. Auch im Landkreis Forchheim entwickelt sich die Population erfreulicherweise stetig nach oben. Dieses Jahr gibt es im Landkreis 15 besetzte Horste mit ca. 40 Jungtieren. Bereits im vergangenen und auch in diesem Jahr wurde die Kreisgruppe Forchheim des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) angefragt, diese zu beringen.

 

So einfach wie sich das anhört, ist das natürlich nicht – brühtet Meister Adebar doch bevorzugt in „luftiger Höhe“ auf Dächern, Schornsteinen, Masten usw. – seine Nester sind somit nicht so einfach zu erreichen. Auch darf nicht jeder eine Beringung durchführen. Man benötigt dafür eine spezielle Erlaubnis. Diese hat Kreisgruppenmitglied Alex Brehm, Uhu-Experte im Landkreis Forchheim. Zusammen mit Helmut Schmitt, 1. Vorsitzender der LBV-KG FO, hat er sich bereiterklärt, die Beringung der Jungstörche im Landkreis anzugehen.

 

"Wer bist du denn?" Dieser Jungstorch schaute Alex Brehm zu neugierig an, so dass dieser die Beringung lieber abgebrochen hat © Kathrin Hämmerle
"Wer bist du denn?" Dieser Jungstorch schaute Alex Brehm zu neugierig an, so dass dieser die Beringung lieber abgebrochen hat © Kathrin Hämmerle

Doch wie an die Nester herankommen? Möglich ist dies leider nicht bei allen, da sie zum Teil auf zu hohen Gebäuden sind, sich auf Privatgrundstücken befinden oder sogar in der Nähe einer Stromleitung liegen. Bei zwei Horsten stellte sich heraus, dass diese über Dachluken auf den jeweiligen Gebäuden erreichbar sind. Für die anderen musste Helmut Schmitt Steighilfen organisieren. Hier möchten wir uns recht herzlich jeweils bei der Stadt Forchheim und den Stadtwerken Ebermannstadt bedanken für die zur Verfügungstellung eines Hubsteigers und vor allem auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Ebermannstadt, welche uns mit vier Mann und ihrer großen Drehleiter unterstützt haben.

 

In den vergangenen zwei Pfingstwochen war es dann so weit. Alex und Helmut starteten, zusammen mit einer kleinen Schar neugieriger Kreisgruppenmitglieder, mit der Beringung. Beim ersten Nest auf dem Pfarrhaus in Pautzfeld gab es aber gleich zu Beginn ein Problem. Die beiden Jungstörche im Horst waren doch schon weiter als gedacht und schauten Alex beim Erklimmen des Daches neugierig entgegen, statt sich abzuducken. Hier besteht dann die Gefahr, dass die Jungtiere in Panik aus dem Nest springen und sich dabei verletzen oder gar zu Tode kommen. Somit hat Alex hier lieber abgebrochen. Beim nächsten Nest auf dem Dach der Ritter-von-Traitteur-Schule in Forchheim lief es besser. Hier verhielten sich die beiden Jungvögel „vorbildlich“ und konnten beringt werden. Weiter ging es zum Pfarrhaus nach Pretzfeld, wo seit letztem Jahr ein Paar brühtet. Hier konnte Alex mit Hilfe eines Hubsteigers drei Jungvögel ihren Ring verpassen. Neugierig beäugt wurde die Aktion dabei von den Elterntieren, welche auf dem gegenüberliegenden Kirchendach saßen und rüber schauten.

 

"Was macht ihr da" - beide Elterntiere schauen in Pretzfeld interessiert zu © Katja Erlwein
"Was macht ihr da" - beide Elterntiere schauen in Pretzfeld interessiert zu © Katja Erlwein

Beim letzten Nest an diesem Tag wurde es eng. Nicht für Alex und die Jungstörche, sondern für die FFW Ebermannstadt. Denn, der in Ebermannstadt liebevoll genannte „Ebermar“ und seine Frau, haben sich vor vielen Jahren schon als Nistplatz einen Schornstein auf dem Gebäude des Hotel Sonne 29 ausgesucht. Erreich- und einsehbar ist dieses nur über die engen Gassen bei der Marienkapelle, wo das Drehleiterfahrzeug hineinmusste. Hier sagen wir „Hut ab“ für die Rangierkünste der FFW-Leute. Mit deren Hilfe ging es nun hinauf zum Horst, wo man erfreulicherweise dieses Jahr vier Jungstörche vorfand.

 

Nach dem erfolgreichen ersten Termin lief es beim zweiten eher schleppend an. Der Horst in Buckenhofen war zwar immer wieder mit Altvögeln besetzt, aber es wurde leider keine Brut daraus. Dann stellte sich heraus, dass das Nest auf dem VHS-Gebäude mit dem Hubsteiger nicht zu erreichen war. Bei einem anderen Horst gegenüber, waren die Jungstörchen – aufgrund eines späten Brutbeginns – noch zu jung zum Beringen. So ging es zum Krankenhaus Forchheim, wo die LBV-KG FO schon vor einigen Jahren einen 

Der Ring für die Störche ist ziemlich groß und somit gut ablesbar © Kathrin Hämmerle
Der Ring für die Störche ist ziemlich groß und somit gut ablesbar © Kathrin Hämmerle

Kunsthorst auf einem Mast installiert hat, auf welchem sich seit einigen Jahren ein Storchenpaar niedergelassen hat – neben der Entbindungsstation des Krankenhauses, denn „der Storch bringt ja bekanntlich die Kinder“. Hier konnte noch ein Jungvogel beringt werden, was in Summe insgesamt zehn Jungstörche macht, die jetzt einen „Ausweis“ haben.

 

Doch warum werden Wildvögel wie z.B. Störche eigentlich beringt? Dies hat nichts mit der „deutschen Bürokratie“ zu tun, sondern hat wissenschaftliche Hintergründe. Der einzelne Vogel ist damit „identifizierbar“ und man kann so z.B. ihr Verhalten, ihre Zugrouten, Lebensräume und Überlebensraten untersuchen. In Deutschland koordinieren dies Vogelwarten, für Bayern ist die Vogelwarte Radolfzell zuständig. Mit ihr arbeitet Alex zusammen, schickt ihnen die Daten (Nummern usw.) der beringten Vögel und bekommt von dort auch die passenden Ringe zugeschickt. Da Störche ziemlich lange Beine haben, sind die Ringe auch entsprechend groß (siehe Bild) und können somit auch von einem Laien mit einem Fernglas gut abgelesen werden. Schauen sie doch mal, wenn sie wieder mal einen Storch auf den Wiesen nach Nahrung suchen sehen, ob an einem seiner Beine ein Ring erkennbar ist.

 

(Text: Katja Erlwein)

 

Weitere Bilder der Beringung: